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Freiheit atmen in „Verrückt nach Paris“ - Ein Filmtipp
Hilde, Philip und Karl entfliehen dem monotonen Alltag eines Bremer Wohnheimes für Menschen mit Behinderung. „Verrückt nach Paris“, ein Film über Wahrnehmung und Selbstdarstellung von Behinderung, Freundschaft und Liebe.Hilde, Karl und Philip leben in einem Bremer Wohnheim für behinderte Menschen, wo sie unter anderem den Launen und dem Zynismus ihres Betreuers Benno - glaubwürdig verkörpert von Dominique Horwitz - ausgeliefert sind. Hilde schält als Küchenhilfe eimerweise Kartoffeln, Philip und Karl stellen in einer betreuten Werkstatt Spielzeug-Enten her. Und auch sonst bietet das Leben in dieser Einrichtung nur sehr bedingt Abwechslung und Selbstbestimmung.
Wohnen, Arbeit und Freizeitgestaltung sind professionell organisiert und werden von den Mitarbeitenden aus unterschiedlichen Motivationslagen heraus gestaltet. Die drei Bewohner sind frustriert und gelangweilt. Heimlich planen sie einen Ausflug und verschwinden. Ihre Reise führt sie über Umwege nach Paris, wo sie ungeahnte Möglichkeiten entdecken und neue Freiheiten erobern.
Faszinierend ist die Leistung der behinderten Hauptdarsteller Paula Kleine, Frank Grabski und Wolfgang Göttsch, Mitglieder des Bremer „Blaumeier Ateliers“, die mit ihrer natürlicher Ausstrahlung und großem Selbstbewusstsein mehr oder weniger sich selbst spielen.
Das eigene Rollenverständnis überdenken
„Nichts in diesem nachdenklich-humorvollen Roadmovie wirkt kitschig oder aufgesetzt,“ betont Jens Rudloff, Leiter der Behindertenhilfe der Christlichen Wohnstätten Schmalkalden, die auch zur Immanuel Diakonie gehören. Der Film lasse besonders professionell und auch ehrenamtlich in der sozialen Arbeit engagierte Menschen neu über ihr Rollenverständnis nachdenken.
„Als Profi meint man oft, Dinge für die Menschen tun oder übernehmen zu müssen, die man betreut. Wir als nichtbehinderte Menschen schauen oft zu weit voraus und meinen zu schnell zu wissen, was kommen wird, was diesen Menschen gut tut oder nicht. Dabei wissen sie das viel zu oft selbst besser. Sie haben ihre eigenen Vorstellungen davon, was richtig ist und was sie wollen“, ergänzt Jens Rudloff.
Die unterschiedlichsten Begegnungen auf dem Weg dorthin und am Ziel ihrer Reise geben dem Zuschauer eine Idee von berührender Mitmenschlichkeit im Alltag und dem individuellen Verständnis von Lebensglück. Am Ende ist nichts mehr so wie es vorher war.
Machen Sie sich ihr eigenes Bild, vielleicht sehen Sie den Film heute, zum Internationalen Tag der Menschen mit Behinderung an?
Wir wünschen Ihnen viel Spaß dabei!